Es geht los. 5:40 Uhr – der Wecker klingelt. Ich drücke die Snooze-Taste und hoffe, dass der Wecker nicht allzu schnell erneut klingelt. Leider tut er das doch. „Komm, wir müssen aufstehen, damit nachher nicht alles zu hektisch wird“, sagt Pascal und er hat ja Recht. Wir machen uns fertig und checken aus.
Die Verabschiedung von Pascal am Flughafen treibt mir auch jetzt noch die Tränen in die Augen. Wie kann man jemanden jetzt schon so vermissen? In Münster haben wir uns in den letzten Monaten unser eigenes zu Hause aufgebaut und immer weiter eingerichtet. Ich fühle mich so wohl in unserer Wohnung, ich will da gar nicht mehr weg!
Und ich bin sehr gespannt, wie unsere Wohnung nach meiner Rückkehr aussehen wird. Pascals To Do Liste ist laaaaaaang, ich hab sie gesehen 😀
Bereits vor der Sicherheitskontrolle wird mein Pass kontrolliert, 1 Minute Wartezeit. Darauf folgt die Sicherheitskontrolle und eine weitere offizielle Passkontrolle durch den Zoll, ebenfalls nur 1 Minute Wartezeit. Wieso geht das hier alles so schnell? Da hätte ich locker noch eine Stunde schlafen können! Zack, bin ich bereits an meinem Abfluggate Z66 angekommen. Jetzt sitze ich hier, 7:20 Uhr. 2 Stunden sind es noch bis zum Boarding. Nachdem ich mir ein Brötchen geholt habe, sehe ich plötzlich das draußen stehende Flugzeug nicht mehr – wo kommt der Nebel plötzlich her? Doch der verzieht sich zum Glück schnell wieder und ich sehe die Sonne aufgehen.
Ich erhalte noch viele Nachrichten. Von Arbeitskollegen, Freunden, der Familie. Alle wünschen mir einen guten Flug und dass ich gesund und munter wieder nach Hause komme. Wie schön, dass es so viele Menschen in meinem Leben gibt, denen ich am Herzen liege und die mir auch am Herzen liegen. Wenn ihr das hier lest: Ich hab euch lieb! <3 Immer wieder bekomme ich einen dicken Kloß im Hals und Tränen in den Augen. Notiz an mich selbst: Mehr Taschentücher mitnehmen, wenn du alleine so weit weg fliegst. 😉
Bereits vor dem Boarding kommt es zu vielen Passagier-Aufrufen. Jedes Mal bin ich froh, dass mein Name nicht dabei ist 😀 Plötzlich eine andere Durchsage: Die Maschine ist zu spät in Frankfurt gelandet und daher noch nicht wieder einsatzbereit für den nächsten Flug. Wir starten voraussichtlich mit einer Verspätung von 25 Minuten. Alles halb so wild, wenn nicht alle anderen Fluggäste bereits vor dem Gate zum Boarding stehen würden. Die Durchsage der Flugbegleiterinnen ist eindeutig: „Wir rufen Sie gruppenweise auf.“ Das scheinen aber die wenigsten zu verstehen und am Ende geben sie es nach der First und Business Class sogar auf und schicken alle Passagiere gleichzeitig ins Flugzeug. „Das ist Deutschland.“, denke ich mir. Ich bin gespannt, wie das Ganze in den USA läuft.
Ich setze meinen ersten Instagram-Post seit langem online – denn ich habe mir vorgenommen auch dort mehr über meine Zeit in San Francisco zu posten. Ich hoffe, ich kann das überhaupt noch 😀
10:30 Uhr – „Boarding completed.“ – höre ich über die Durchsagelautsprecher des Flugzeugs. Es geht jetzt wirklich los. Wie aufregend. Ich sitze am Fenster, der Platz neben mir bleibt frei. Richtig perfekt – mehr Platz für mich 🙂
Während des Fluges schaue ich 2 Filme, ein paar Folgen einer heruntergeladenen Serie und ab und zu schaffe ich es sogar für ein paar Minuten einzuschlafen. Die insgesamt 11,5 Stunden Flug vergehen schnell. Währenddessen erhalte ich 2 warme Mahlzeiten. Sie waren sogar Vegan, obwohl ich online lediglich angegeben hatte, dass ich gerne eine vegetarische Mahlzeit haben möchte. Und für Essen im Flugzeug schmeckt es auch ganz in Ordnung.
12:45 Uhr Ortszeit in San Francisco landet das Flugzeug auf dem San Francisco International Airport. Ich bin froh, dass alles reibungslos und ohne großartige Turbulenzen verlaufen ist. Ich bin an meinem Zielort angekommen.
Als ich aus dem. Flugzeug steige geht es direkt zur Passkontrolle. Ich bin ein wenig nervös und hoffe, dass ich auch wirklich an alle Unterlagen gedacht habe. So ein „Interview“ mit einem amerikanischen Zollbeamten ist schon ein bisschen einschüchternd 😀 Aber es geht alles gut und schnell voran, alle Dokumente waren da und direkt im Anschluss kann ich schon meinen Koffer in Empfang nehmen. Wieder eine Sorge weniger! Auch mein Koffer hat es bis nach San Francisco geschafft.
Für die Fahrt zu meiner Gastfamilie bestelle ich mir ein Uber. 80$ kostet mich die Fahrt vom Flughafen bis nach Berkeley. Dort angekommen werde ich von Christine und ihrem Partner Mark begrüß. Die beiden werden mich die nächsten 3 Monate bei sich unterbringen. Sie bringen mich direkt in mein Zimmer und sagen, dass ich erst einmal ankommen soll. Mein Zimmer befindet sich im ersten Stock des Hauses. Hier habe ich ein Doppelzimmer mit einer anderen Schülerin von EF. Sie reist aber erst im März an, sodass ich das Zimmer bis dahin für mich alleine habe.
Im ersten Moment bin ich super überfordert mit allem. Ein neues Land, eine neue Stadt, ein neues Haus, ein neues Bett. Darüber hinaus sieht die Ausstattung des Zimmers ein wenig zusammengewürfelt und unmodern aus. Wird es mir hier 3 Monate gefallen? Wie werde ich mich hier zurechtfinden? Diese und weitere tausende Fragen schießen mir durch den Kopf.
Als ich mich ein wenig gefangen und frisch gemacht habe, wage ich den Schritt nach unten ins Wohnzimmer. Dort sitzen Christine, Mark und Ruby vor einem offenen Kamin. Ruby ist Marks Tochter und ich würde sie auf ca. 10-13 Jahre schätzen. Sie wohnt nicht dauerhaft hier, sondern ist nur alle paar Wochen hier.
Christine erzählt mir, dass neben mir bereits zwei weitere Schülerinnen von EF in ihrem Haus leben. Isabella (19) aus Dänemark und Stine (19) aus Deutschland. Sie sind übers Wochenende nach Nevada geflogen und ich werde sie erst am Dienstag Abend beim Abendessen kennenlernen. Zusätzlich zu meiner Mitbewohnerin werden im März auch noch 2 weitere Mädchen hier einziehen. Eine Deutsche und eine Französin. Ich bin sehr gespannt, wie das Leben mit so vielen Menschen unter einem Dach funktioniert. Denn auch Christines Tochter Camila (28) wohnt noch hier. Und fast hätte ich Nymeria (12) und Bruno (3,5) vergessen. Wobei die beiden eigentlich kaum zu übersehen sind: Zwei Anatolische Hirtenhunde. Ich habe noch nie in meinem Leben so große Hunde gesehen! Es ist wirklich Wahnsinn, wie groß die beiden sind. Sie gehen mir bis zur Hüfte. Aber es sind sehr liebe Hunde, die sehr laut bellen können, aber zu uns Menschen sehr freundlich sind.
Nach einem langen und sehr herzlichen Gespräch mit Christine und Mark, in dem ich die beiden besser kennenlerne, bekomme ich eine Führung durchs gesamte Haus. Die ersten Unsicherheiten fallen von mir ab und ich werde zuversichtlicher, dass ich mich hier wohlfühlen werden. „Mach einfach das Beste draus.“ – sage ich mir. Ich ziehe mich noch einmal kurz in mein Zimmer zurück, um mich auszuruhen. Die Zeitverschiebung und die ganze Aufregung machen mich ganz schön müde.
Gegen 19 Uhr ruft mich Christine zum Essen. Ich habe kaum Hunger, weil es für mich ja eigentlich schon 4 Uhr nachts ist. Ein paar Happen bekomme ich trotzdem runter. Beim Abendessen lerne ich dann ihre Tochter Camila kennen. Sie erzählt von ihrem verrückten Arbeitstag. Sie arbeitet in einem Gameshop und hat täglich mit den wildesten Leuten zu tun.
Nach dem Essen verabschiede ich mich schnell in mein Zimmer, mache mich bettfertig und gehe schlafen. Ein sehr langer und aufregender Tag geht zu Ende und ich bin gespannt, wie es die nächsten Tage so wird. Denn morgen ist Feiertag (President´s Day) und die Schule startet somit erst am Dienstag.