Früh Schule bedeutet ja bekanntlich um 5:30 Uhr aufstehen, sich fertig machen und auch sehr früh frühstücken. Die ersten Wochen habe ich das immer so gemacht. Jetzt merke ich aber, dass mir das so frühe Essen gar nicht mehr so gut tut. Daher packe ich mir mein Porridge (bzw. Oatmeal, wie man in den USA sagt, Porridge ist Britisch) in meinen Rucksack und esse es noch vor Unterrichtsbeginn in der Schule. Zum Glück gibt es in der Studentenküche auch eine Mikrowelle, sodass ich es auch warm genießen kann.
In meinem heutigen Business SPIN werden wir nach unserem Traumjob gefragt. Eine gute Frage. Irgendwie bin ich ja auch ein wenig hier, um für mich herauszufinden, ob mein aktueller Job bzw. meine aktuelle Firma noch zu 100% das Richtige für mich ist. Denn an sich bin ich super happy mit meiner Arbeit. Ich bin gerne im Hintergrund tätig, organisiere, bringe meinen Ideen mit ein und mag auch das Thema, für das RecycleMe steht. Trotzdem fällt meine Antwort im Unterricht nicht wie für die Lehrerin erwartet aus. Ich antworte: „Ganz egal, Hauptsache etwas ohne Menschen. Tiere mag ich lieber.“ 😄 Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Menschenhasser. Aber bei einigen Menschen in meinem beruflichen Umfeld (und das nicht nur in meinem aktuellen Job), frage ich mich bis heute, wie diese Menschen überhaupt an diesen Job gekommen sind und wie sie nach wie vor für qualifiziert für diese Stelle angesehen werden können. Ein italienischer Schüler stimmt mir zu und sagt, dass er das gleiche Gefühl in seiner Firma hat.
Mittags mache ich mir meine am Wochenende vorgekochten Nudeln mit Pesto und Kichererbsen warm. Denn ich muss mich stärken, bevor es für mich heute noch nach „Little Italy“ 🇮🇹 geht. Ein – wie der Name bereits sagt – italienisch angehauchtes Viertel in San Francisco. Hätte man mir vorher gesagt, dass auch dieses im Vergleich zur Schule sehr hochgelegen ist, hätte ich mir vermutlich eine zweite Portion Nudeln mitgebracht. Denn dieser Aufstieg verlangt mir so einiges ab. Damit habe ich nicht gerechnet, aber ich werde mal wieder mit einer tollen Aussicht belohnt.
Die Straße ist so steil, dass es teilweise verpflichtend ist, sein Auto im 90-Grad-Winkel zum Bordstein zu parken. Oder aber die Vorderreifen müssen zum Bordstein gedreht werden, bevor man es parkt. Davon hatten Mama und Papa mir bereits vor dem Antritt meiner Reise erzählt.
Ich schlendere durch das Viertel, entdecke viele schöne Restaurants und kleine Shops und sehe sogar einen Tesla Cybertruck. Das neuste Modell des US-Konzerns, welches in Deutschland übrigens nicht mal eine Zulassung bekommt, weil es zu scharfkantig designt ist und mit seinem Gewicht von 4,4 Tonnen nicht mehr als PKW zählt.
Mein Weg zurück zur Bahn ist mindestens genauso anstrengend wie mein Hinweg. Denn die steile Straße wieder herunterzulaufen geht ganz schön auf die Waden. Aber auch hier werde ich mit einer guten Sicht und auch mehreren vorbeifahrenden Cable-Cars belohnt.
In der Gastfamilie angekommen, gibt es auch schon Abendessen. Ein amerikanischer Klassiker: Grillen Cheese Sandwich. Dazu werden zwei Scheiben Brot zunächst von einer Seite mit Butter angebraten, auf die jeweils andere Seit kommt Käse, der durch die Hitze in der Pfanne schmilzt. Gefüllt wird das Sandwich mit Rührei und Thunfisch. Laura (die andere deutsche Schülerin in der Gastfamilie, ebenfalls Vegetarierin) und ich bekommen ein Spiegelei. Sehr lecker 😍